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gelesen: "Ich habe Wut und Hass besiegt"

von Rachel Hanan mit einem Epilog von Thilo Komma-Pöllath; erschienen im Heyne Verlag; ISBN:978-3-453-21841-3; Preis: 20,00€

 

Normalerweise kategorisiere ich gelesene Bücher unter "Buchvorstellungen" , aber dieses Buch stelle ich unter "Prägende Frauen" vor.

Die Autorin wird im Mai 2023 94 Jahre alt und hat drei Konzentrationslager überlebt. Leider habe ich es nicht geschafft, dieses Buch zum Gedenktag der Holocaust-Opfer vorzustellen, aber es ist, wie es ist.

Für mich unterteilt sich das Buch in drei Teile.
Zu Beginn erzählt Rachel von ihrer Kindheit. Wohlbehütet in einer jüdischen Familie.
Dann kommt der Transport nach Auschwitz, in dem die Familie einen Tag vor dem 15.Geburtstag von Rachel ankommt. Da beginnt das Grauen.

Direkt nach der Ankunft wird selektiert. Rachel verliert in diesem Augenblick direkt ihre eltern und ihre jüngeren Geschwister "im Gas". Sie und drei Schwestern arbeiten im Lager und schlagen sich sich durch. Nach Auschwitz folgen Bergen-Belsen, Duderstadt und Theresienstadt, wo alle Häftlinge kurz vor dem 16. Geburtstag befreit werden.

Ich habe mit dem Buch auf dem Schoß gesessen und habe mir immer wieder die Frage gestellt:"Wie kann es ein, dass Menschen zu solchen Taten an anderen Menschen fähig sind?" Abstoßend, grausam, menschenverachtend.... Ich finde gerade keine Worte für das, was die Autorin beschreibt. Sie erlebt Dinge in einem Alter, in dem junge Mädchen feiern gehen, ihren Spaß haben, sich auf den Schulabschluss vorbereiten und...

...diese Frau hat 50 Jahre geschwiegen. Quasi im dritten Teil des Buches beschreibt sie ihre Ehe und Familiengründung in Israel, ihre Tätigkeit als Sozialarbeiterin. Ihr Mann und ihre Kinder wussten nicht, was Ehefrau/Mutter durchleben musste. Erst 50 Jahre später konnte sie darüber sprechen, sie besucht mit (Jugend-)Gruppen diese Orte, erzählt darüber, was ihr und ihrer Familie widerfahren ist.

Rachel Hanan beschreibt, wie sie das Ganze überstehen konnte. Sie hat ihre Gefühle abgekoppelt.

Ein Satz lautet:
"Meine Erinnerungen sind meine Gefühle".

Was hat sie für schreckliche Zeiten er- und durchlebt. Dann aber das Buch mit der eigenen Lebensgeschichte mit dem Titel versehen:"Ich habe Wut und Hass besiegt"

Diese Zeitzeugen sterben so langsam weg. Es ist wichtig, dass es solche Bücher gibt, es ist wichtig, dass diese Menschen darüber reden, was ihnen widerfahren ist.
All das darf nicht vergessen werden.

 

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