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Selbstoptimierung oder Selbstfürsorge?

... und zwar in einem Kundenmagazin eines Drogeriemarktes.
Dort wurde eine Frau beschrieben, die sich über App`s an Pausen, ans Trinken, an Meditation, ans Essen und noch einige andere Dinge erinnern ließ.

Warum ist das nötig? Allein beim Essen brauche ich keine Erinnerung, weil mir mein Körper ein Signal namens "Hunger" schickt. Mir ist durchaus bewusst, dass dieses Signal überhört wird und werden kann, weil der Job gerade stressig ist und die Pausen so liegen, dass vermeintlich keine Zeit für das Essen bleibt. Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die in solchen Fall genutzt werden, sind dann auch ein Thema.Die sind schnell genommen und vermitteln bei vielen Frauen dann ein vielleicht gutes Gewissen? Ich selbst gehöre zum "Team Lebensmittel", wobei es natürlich jede Frau selbst entscheiden muss was sie wie tun möchte.
Der besagte Artikel hat mich an eine Patientin erinnert, die ich in der letzten Woche beraten habe. Eine Frau, Mitte 50, die wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit bei mir war.
Im Vorfeld hat sie mir ihr Ernährungs-Symptom-Tagebuch geschickt.
Ganze viele NEM, eine warme Mahlzeit am Tag, ansonsten viel Snacking zwischendurch und das mit Plätzchen und anderem Süßkram. Worran es auf jeden Fall fehlte waren Gemüse und Eiweiß und ein gutes Mahlzeitenmanagement.
Wir haben besprochen warum sie so isst, wie sie isst, warum sie nach NEM greift.
Bei den NEM hatte sie bereits einige rausgenommen, weil sie gelesen hatte, dass diese ihre Leber belasten. Bei  Vitamin D war ihr Spiegel zu niedrig.

Sie hat mir dann erzählt, was in den Wochen vor unserem Beratungstermin bei ihr los war. Das war Belastung pur. Sie hatte einfach keine Zeit für sich. Sie war in der Care- Arbeit gefangen und musste ihren Job auch noch zur Zufriedenheit erledigen. Sie hatte sich schlichtweg selbst vergessen und das wollte sie jetzt ändern. Die NEM waren in ihrem Fall Mittel zum Zweck um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Ihr Satz dazu sinngemäß:
"So hatte ich wenigstens in dieser stressigen Zeit das Gefühl etwas für mich zu tun, auch wenn ich weiß, dass es reines Alibi war".
Sie wollte zurück zu ihrem geregelten (das war ihr Begriff) Leben, wollte wieder Zeit für sich und die dann sinnvoll fühlen. Sie wollte wieder hin zum Frisch-Kochen, auch Vorbereiten für den Tag danach. Halt das, was mittlerweile Meal-Prep genannt wird.

Sie wollte wieder besser für sich sorgen und zwar mit Lebensmitteln. Sie wollte das Knacken eines Apfels spüren und nicht das Aufbrausen einer Vitamintablette sehen. Das war nur einer von einigen sehr bildhaften Sätzen.

In der Stresszeit waren auch für sie einige Apps wichtig. Die hatte sie aber mittlerweile deinstalliert bis auf die, die sie ans Trinken erinnert. Das war eine ihrer Baustellen und zwar schon immer.

Auch ich lasse mich an Bewegung erinnern, wenn ich in Vorbereitung auf Beratungstermine bin, Präsentationen ausarbeite, also viel sitze.

Aber mein komplettes Leben danach leben, das möchte ich nicht. Ich glaube, ich bin alt genug um zu wissen was mir gut tut, was ich brauche und meine Körper erinnert mich daran, was ihm gerade wichtig ist. Auf diese Signale höre ich, wobei ich auch weiß, wie schwierig es ist in der heutigen Zeit diese Signale dann auch zu hören.
Achtsamkeit ist ja auch ein großes Thema. Dafür gibt es ebenfalls App´s. Wer hin will zu mehr Selbstfürsorge, der kann doch damit beginnen die Körpersignale erst einmal wahrzunehmen.

Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die neue Woche und passt auf Euch auf.

 

Bild von Tiny Tribes auf Pixabay

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